Texte

Seit meiner Kindheit entwickelte ich ein Interesse an unterschiedlichen Ausdrucksweisen. Beginnend beim Zeichnen und Malen waren dies das Kabarett, die Schauspielerei, die Pantomime, der Tanz und die Fotographie.

Das Zeichnen und die Malerei beschäftigten mich durchgängig. Die Begegnung mit meinem Lehrer Roderich Rusen in Neumünster und später die Kunstszene in der Landeshauptstadt Kiel waren sehr lehrreich.

Eine künstlerische Nähe entwickelte ich über die Jahre jedoch zu den Arbeiten von Pablo Picasso, Henry Matisse, David Hockney, die Brücke Maler, Barnett Newman, Katharina Grosse, Imi Knoebel und Tom Wesselmann. 

Mit großer Neugierde und Freude schaue ich heute auf die Arbeiten von Joan Mitchell, Lee Krasner und Aki Kuroda, deren Farbigkeit und Abstraktion mich sehr anregen.

Alle meine Arbeiten orientieren sich an der Wirklichkeit und bieten mir dennoch Raum für meine Art der Deutungen, des Ausdrucks und dem Grad der Abstraktion. Auch in den gegenwärtigen Arbeiten strebe ich eine Reduktion auf das für mich Wesentliche an: wenige Striche, oft nur Linien, wenige Flächen und eine kleine Auswahl an Farben. 

Die Themen meiner Arbeiten stehen zumeist in enger Beziehung zum Meer und/oder sind am Meer entstanden: Menschen am Strand, Blicke aufs Meer, Regattaboote, Stillleben, Sonnen- und Schattenplätze, Lesende, etc.
Das übergeordnete Thema aller Arbeiten könnte "Leben am Meer" lauten. 
Ein Teil der Arbeiten sind Einzelwerke, ein anderer besteht aus kleinen Serien, die ein Thema variieren.

Doch auch andere Themen interessieren mich wie das Fußballspiel, das Skaten, Beachvolleyball oder das Snowboarden. Hier liebe ich die körperliche Präsenz, dynamische Bewegungen und den Wettkampf in diesen Sportarten, welche ich dann in meinen Bildern zum Ausdruck bringe.

In vielen der oben erwähnten Werken arbeite ich ausschließlich mit schwarzen Finelinern, Eddings oder schwarzer Acrylfarbe, häufig dynamisch und unmittelbar, um das für mich Sichtbare festzuhalten.
Doch ebenso interessiert mich die Farbe. Oft sind es wenige Farben, zwei, drei, nie mehr als vier in meinen Buntstiftzeichnungen. Auch hier liebe ich die Reduktion.
Mehr und mehr arbeite ich mit großflächigen Farbfeldern und beschränke mich manchmal auf einen Zwei–Farben–Kontrast, wobei ich das scherenschnittartige Motiv zur Geltung bringen will.
In den aktuelle Arbeiten (Sydney Harbour) bringe ich das Spiel mit Linien und Farbflächen wieder zusammen.

Viele Werke sind auf Reisen in Dänemark, Italien, Holland, Spanien, Griechenland, Frankreich, Österreich, in der Schweiz, in Australien, im Südpazifik in Vanuatu oder direkt am Strand in Schilksee und Strande entstanden.

In den letzten Jahren fahre ich im Frühsommer in die Toscana und in die Provence und arbeite an den Themen Portrait, Akt, Figurenzeichnen und Landschaft, welche ich in meinem Atelier in Schilksee dann weiter bearbeite.
Mathias Hütter spricht am 8. September 2001, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung SEBASTIAN RICHTER - MALEREI GRAPHIK FOTOGRAPHIE in der Galerie Weberkate in Strande, über das graphische Werk von Sebastian Richter: 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Sebastian!

Mein Name ist Mathias Hütter, ich bin als Graphik–Designer, Illustrator und Lehrer im allertiefsten Süden der Republik, in Schwäbisch Gmünd bis Stuttgart, tätig – und erfülle hier und heute Abend sehr gerne den Wunsch, zu dieser Ausstellung und zu den Arbeiten von Sebastian Richter einige einführende Worte zu sprechen. Doch Vorsicht! Ich tue dies nicht aus kunsthistorischer Expertenwarte, sondern quasi als Zeichnerkollege – und als Freund und zeitweiliger Weggefährte: Wir haben einige Semester gemeinsam an der Muthesius–Hochschule in Kiel studiert – und das ganz nebenbei – entdeckt, dass die Freie Kunst mitunter weitaus spannender sein kann als das Angewandte Tun – das Graphik–Design. Aber zurück zu meiner Aufgabe, zurück zu Sebastian Richter und seinen Arbeiten.

Ich sagte es ja bereits indirekt – wenn ich mich als Zeichnerkollege bezeichne – Sebastian Richter ist ein Zeichner. - Und selbst, wenn er malt, dann spielt die Linie eine große Rolle, - dann fasst sie ein, rhythmisiert und dominiert schließlich das Geschehen. Und so wird es Sie nicht überraschen, wenn ich meine Worte plakativ betitle: „ Die Linie lebt“ – oder „ Es lebe die Linie“.

Unter diesem plakativen Dach werde ich heute Abend über drei Dinge reden: Ich spreche über das Glück des Zeichnens, über das Glück des Moments und über die Glücksgefühle des Betrachters. Wenn von so viel Glückseligkeit die Rede ist, - so ist dies natürlich vorerst einmal eine rhetorische Finte, um mir Ihre Aufmerksamkeit zu sichern. Warten wir es also ab: Zuerst einmal zum „Glück des Zeichnens“, zum „Glück des Zeichners“, zum Zeichnen überhaupt: Sebastian Richters Kunst, die Zeichnung, ist die archaischste überhaupt: Die Zeichnung ist der Urtyp der fixierten Geste, sie ist Seelenseismographie und Ausdruckstanz der Hände. Ob Beschwörungsritual der Höhlenmenschen, ob Runenzeichen oder Kritzeleien der Aborigines – das Medium der Zeichnung ist immer unmittelbar und dringlich. Es ist immer unausweichlich und direkt. Zeichnen ist wie Schreiben, wie Sprechen, wie Gehen: Ein ganz individueller Akt. Und deshalb spiegelt sich auch in jeder Zeichnung das Individuelle im Menschen: Sein Geist, seine Triebe, sein Verstand, seine Verwirrung, sein Temperament, seine Laune. So einmalig wie der Mensch ist, so einmalig ist der Duktus einer Zeichnung. Aber nun vom Allgemeinen zum Speziellen: zu Sebastian Richters Art zu zeichnen:

Ich habe ja am Anfang formuliert „ Die Linie lebt“ - und damit auch wirklich nur eine Linie oder einige wenige gemeint. Sebastian Richters Zeichnungen leben von der Kunst der Selbstbeschränkung. Ganz wenig Lineatur füllt die weiße Fläche. Da eine Horizontalandeutung, da ein bisschen Schraffur aus dem Handgelenk heraus. - Und unser Gefühl sagt uns – zu Recht – ja, das reicht, das bedarf keiner Ergänzung. Ein jegliches an mehr wäre ein Zuviel. Sebastian Richters Zeichnungen treffen eine Auswahl aus dem Weltgeschehen, sie filtern sie reduzieren, sie bringen auf den Punkt. Oder besser gesagt: Auf die Linie. Denn am Ende gilt: Die Linie steht. Sie ist unverrückbar. Nur Sie – und sonst keine. – Sebastian Richters Zeichnungen künden von bewusster Auswahl, von entschiedenem Wollen – und Sie geben nicht nur das wieder, was wir landläufig mit „Motiv“ betiteln, sondern auch sein Gefühl, das er für das Leben hat.

Und damit sind wir beim nächsten Punkt dem „glücklichen Moment“. Sebastian Richters Zeichnungen sind immer Momentaufnahmen. Sie nehmen den Moment auf und geben das Glück dieses Moments wieder. Vielleicht stellen wir uns die ganze Zeichnerei einmal kurz vor: Da steht der Zeichner an der Steilküste, blickt auf die Förde, in ihm und vor ihm liegt der Sommertag – und eine weiße Fläche. Sie ist sein Fenster. Sie ist sein Fenster der Welt. Auf dieser weißen Fläche trennt er die Dinge, die er sagen will, von jenen, die er nicht sagen will. Sebastian Richter lässt Dinge weg und betont andere. Er entscheidet über das Wie, das Wo – und das Wieviel. Er versucht mit seinen Augen Bekanntes neu zu sehen und eine unbekannte Seite zu erfinden. Und er lässt sich treiben – vom Glück des Moments. Damit wäre ich auch schon beim letzten Punkt angelangt, dem „Glück des Betrachters“.

Dieser letzte Punkt hängt natürlich ganz eng mit dem vorhergehenden zusammen, mit dem „Glück des Moments“. Wenn wir mal genau hingucken und hinfühlen, merken wir, dass wir als Betrachter teilhaben an Sebastian Richters Moment- betrachtungen. Da lässt uns einer nicht außen vor. Da stehen wir selbst auf der Klippe und erleben das Gefühl der sommerlichen Weite – und wir merken eines: Die Beschränkung und das Weglassen können uns Betrachter dazu anregen, das Vorhandene nach unserem eigenen Empfinden zu ergänzen. In diesem Sinne ermuntere ich Sie: „Machen Sie sich ein Bild von den Bildern und erleben Sie das Glück des Betrachters“. 
Atmosphärische Abstraktionen in Form & Farbe

Sebastian Richters künstlerisches Schaffen ist ein Suchen und Erspürens des Innerlichsten eines Momentes und eines Motives in ihrer essenziellen Beschaffenheit. Wichtige Insiprationsquellen sind ihm dabei die künstlerischen Abstraktionsbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Viele der Motive seines graphischen wie malerischen Werkes entstanden auf Reisen mit der Familie nach Spanien, Griechenland, Frankreich, Italien, Dänemark, Australien, aber auch im schleswig-holsteinischen Alltag in familiären Situationen. Tagebuchartigen Eintragungen gleich speichern diese Reise- und Alltagsskizzen die „Momente des Glücks“ und den atmosphärischen Geist einer Landschaft.

Mit sicherem Blick entdeckt das Künstlerauge die Schönheiten im zunächst womöglich prosaisch erscheinenden Motiv. Es erfasst die maßgeblichen Komponenten einer Szenerie und fokussiert sich auf die markanten Liniaturen eines Motives. So finden sich Lesende, Badende, sich sportlich Betätigende bei Beachvolleyball, Snowboarding, und olympischen Sportarten.

In einer Sprache, die in ihrer Ausdrucksform an die Kunst der ersten und zweiten Moderne anknüpft und Assoziationen zu abstraktem Expressionismus, Pop Art, Minimalismus aufweist, blickt der Künstler auf zunächst prosaisch erscheinende Alltagsgegenstände. Für sich allein oder auch in ihrer Konstellation werden diese zu einem malenswerten Sujet, welches Richter im kleineren wie im großen Format beherrscht. Einem Rasierpinsel, Segelschuhen, einer Nordseemuschelsammlung, einem aufgeräumter Klapp-Sonnenstuhl, einem leuchtend blauen Badehandtuch und einem temporär abgestellten, fröhlich-bunten Kinderfahrrad gilt die künstlerische Aufmerksamkeit im Bestreben, das Atmosphärisch-Charaktervolle motivisch abstrahierend herauszuarbeiten und festzuhalten. Das Thema der Landschaft fügt sich konsequent und durchgehend in das Oeuvre Sebastian Richters ein. Immer wieder findet sich der Ausblick auf Lanschaftsszenerien, teils von genrehafter, teils von atmosphärisch überblickender und abstrahierender Qualität. Gerade in den Werken der ersten zehn Jahre lässt sich eine intensive Auseinandersetzung mit der expressionistischen Malweise ausmachen. So beispielsweise, wenn plötzlich der klobige Kubus einer feurig roten Scheune in der großzügig malerisch und intensiv farbig angedeuteten Landschaft Langelands seine Position behauptet. Oder wenn eine in ihrer Silhouette umrissene Frauenfigur auf einem blauen Sofa liegend in einem sattroten Wollpullover mit farbiger Musterung beim Buchlesen beobachtet wird. Besonders in seinem graphischen Werk spielt der Künstler in dieser Phase mit dem Blick und der Wahrnehmung der/ des Betrachtenden auf Haupt- und Hintergrundmotiv, wie man es beispielsweise bei Antje barbusig lesend (1991) ausmachen kann.

Farbe wird atmosphärisch wie leitmotivisch und blicklenkend eingesetzt. Immer wieder taucht eine leuchtend rote Thermoskanne in der auf Langeland entstandenen Serie auf. Bei anderen Motiven werden die markanten Komponenten zügig mit Fineliner oder bisweilen auch mit Edding skizziert, förmlich „herauskristallisiert“. Sodann werden teilweise kompositorisch einzelne Details mit Farbe akzentuiert, wodurch eine Spannung und Plastizität entstehen. So bei der Reihe von Graphiken mit Segelbooten auf dem Wasser (EM 49er, Nacra 17, August 2017), die fast wie Abbreviaturen in ihrem charakteristischen Erscheinungsbild erfasst und durch Buntstift farbig ergänzt werden. Nicht ohne leises Schmunzeln mag man an den Blick durch die mit Regentropfen bedeckte Scheibe des Campingbusses denken, während draußen leuchtend markant farbig der Danebrog zu sehen ist (Blick auf dänische Flagge aus dem Campingbus bei Regen heraus, Sommer 1999). Im unteren Bereich der Zeichnung findet sich ein kurzer Kommentar über die wetterbedingte Unzufriedenheit einer der beiden Söhne. Sowieso lässt uns der Künstler sehr unmittelbar an seinem Leben teilhaben. Auf allen Graphiken, die parallel zu Acrylgemälde entstehen und teilweise als impulsgebende Skizzen auszumachen sind, ist ein genaues Datum gut sichtbar, meist im Kopfbereich, beigefügt. Seltener finden sich zusätzliche kurze, autobiographische Anmerkungen über Ort oder Stimmung.
Überblickt man das Oeuvre der vergangenen dreißig Jahre wird deutlich, wie Sebastian Richter zunehmend mit Farbe, Material und Technik einer konsequenten Abstraktion von Form, Farbe und Linie zustrebt. Teils in experimenteller Weise lotet er technische wie farbästhetische Möglichkeiten in ihrer auratischen Wirkung aus, wie es in der Serie Farbfeld - III (2016) oder auch in der Reihe mit Sportlern am Strand (2003) stattfindet, wo in die Farbe Sandkörner beigemengt werde.

Besonders anschaulich zeigt sich die Abstraktionstendenz in den Serien aus den Jahren 2000-2010, die sich mit dem Ausblick auf Landschaften beschäftigen. Zunächst in graphisch-markanter Formsprache und klarer, großflächiger Farbgebung das Dargestellte im gewählten Bildausschnitt greifend, dann ganz auf die Sinnesebene gehend, weiter in geometrischen aneinandergesetzten farbigen Flächen die klimatische wie geographische Stimmung einfangend und in kristalliner Form die Magie ihres Ortes speichernd. Es ist ein sinnliches Spiel aus Licht, Form und Farbe, welches sich zehn Jahre später nochmal in der Serie von Collagen aus farbigem Papier verdichtet. Hier wurden plain air in mediterraner Umgebung einzelne Seiten aus örtlichen Illustrierten ausgewählt, geometrisch formiert und aus der jeweiligen Stimmung von Tageszeit und Landschaft heraus zu abstrakten Farbfeldern unterschiedlicher Größe zusammengefügt. Diese Collagen speichern, wenn man genau schaut, nicht nur die situative Stimmung ihres Inspirationsortes, sondern tragen in sich Plastizität und zeitgeschichtliche Situation, da der Druck auf der Rückseite schemenhaft erkennbar und phantasieanregend hindurchschimmert.

Mit dem zusehend abstrakt-atmosphärischen Erfassen der Landschaft geht auch eine zunehmend reduzierende Auffassung von Sujets des Alltags und aus Urlaubssituationen einher. Nunmehr werden scherenschnittartig einzelne Figuren in monochromer Farbgebung auf die Leinwand gesetzt und eine atmosphärische Szenerie aus einem minimalistischen farblichen kontrastreichen Zweiklang geschaffen. Die Raumstruktur wird geschickt durch Größenunterschiede und eine Verteilung der einzelnen Silhouetten auf der Leinwand evoziert. Das Dargestellte erhält einen fast ikonischen, überzeitlichen Charakter. So exemplarisch zu finden in dem großformatigen Gemälde Die Badenden I (Mallorca 2016).

In seinen jüngsten Arbeiten der vergangenen zwei Jahre widmet sich der Künstler wieder ganz dem Sujet der Figur und des Porträts, teils in akademischer Motivauffassung. Es finden sich Posen, die an klassische Aktmalerei oder auch an ikonische Themen der Kunstgeschichte anknüpfen, wie zum Beispiel das der Drei Grazien. In der ihm eigenen Art fasst Richter die essenziellen Formationen der menschlichen Körper und der Situation und hält diese in ihrer graphischen Reduktion von fast neoklassizistischem Linienspiel dennoch malerisch fest. Ihn interessiert „das Pure“ eines Motivs, atmosphärisch aufgeladen durch die Dimension der Farbe, die in den jüngsten Arbeiten souverän und geschickt akzentuierend wie rhythmisierend eingesetzt wird.

Sebastian Richters Kunst bietet ein gekonnt virtuoses Spiel mit Linie, Fläche und Farbe, in welchem er Motive voller spannungsvoller Atmosphäre erschafft. In einem Dialog mit Ikonen der Moderne (Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner, David Hockney, Keith Haring, Imi Knoebel, Katharina Große, um einige zu nennen) findet er zu einer künstlerischen Sprache, die weit über das Situativ-Motivische und Atmosphärische hinaus geht. Vor dem Betrachtenden entblättert sich ein intensives Geflecht aus philosophischer Weltsicht, autobiographischer Perspektive, atmosphärischer Essenzialität und der Erkenntnis für das Charaktervolle wie Charakteristische vor der steten Konstante der Kunstgeschichte.
Almut Rix im August 2020.  
„Die Linie lebt – Es lebe die Linie“ (Mathias Hütter, Artdirector, Büro Hütter, Schwäbisch Gmünd) 

Sebastian Richters Kunst bietet ein gekonnt virtuoses Spiel mit Linie, Fläche und Farbe, in welchem er Motive voller spannungsvoller Atmosphäre erschafft. (Almut Rix, Kunsthistorikerin, Kiel)

„ (…) Strandimpressionen, die bei aller stilistischer Reduktion stets auf Gegenständliches referieren. (Kieler Nachrichten)

„ (...) die stilisierten Eindrücke unserer wunderschönen Küste haben mir sehr gut gefallen.“ (Katharina Sturm) 

„Mit sicherer „Federführung“ auf genialer Weise das Wesentliche ausgedrückt!“ (Kathrin Heyn) 

Sportliche Leichtigkeit (…) Badegäste an der Ostsee schnell und treffsicher skizziert, aber ebenso Snowboarder oder Skater. (Kieler Nachrichten)

„(…) beeindruckend leichte, unbeschwerte Zeichnungen.“ (Redaktion Unser Blücher)

„Das Gefühl von flirrender Sonne, sandpanierter Haut und süßem Nichtstun steht gerade im Raum – und ein wenig Ostsee-Wind!“ (S. Rohwer)

„Ein Maler des Lichts – Bilder, die leben, die lebendig sind , die den Betrachter das Leben spüren lassen.“ (Verena Wulf)

„Leichtigkeit geht von diesen flüchtigen Momentaufnahmen aus, pure Sommerlichkeit eben, die Lust auf Strand und Badefreuden macht.“ (Sabine Tholund)
SEBASTIAN RICHTER:
»Am Meer«


5. – 20. November 2021
MI-SO: jeweils 15-18 Uhr

Vernissage:
Freitag, 5. November – 19 Uhr
Begrüßung: Sebastian Richter
Künstlergespräch: Mathias Hütter und Kunsthistorikerin Almut Rix

Künstlerführungen:
samstags, 13. und 20. November – 15:30 Uhr

Sebastian Richter:
Malerei • Graphik • Photographie

»Das Mittelmeer mit seinen Stränden ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Entspannt liegt so mancher auf seinem Badetuch, schläft, liest, döst im prallen Sonnenlicht oder im Schatten unter Sonnenschirmen. Andere stehen am Ufersaum und toben sich in den anrollenden Wellenbergen aus. Nicht weit entfernt davon springen Jungen und Mädchen von turmhohen Klippen und erproben Salti und Schrauben. Am Strand taucht der Melonenmann mit seiner vollbeladenen Schubkarre auf und bietet mit lautem Gesang Ananas, Mangos und Melonen an. Und am Abend sitzt man bei Espresso und Wein an der Wasserkante und blickt in einen sternenklaren Himmel, während Kinder barfuß am Strand herumtoben. Über allem liegt eine wohlige Wärme und ein besonderes Licht, welches mich als Maler verzaubert und inspiriert.«
Sebastian Richter




Dies ist die Atmosphäre, in dem die Kunst des Kieler Künstlers Sebastian Richter entsteht. Unter dem Titel »Am Meer« zeigt der 67-Jährige zahlreiche Acrylmalereien, Grafiken und Fotos in der Bürgergalerie Neumünster. Die meisten dieser Werke sind in Spanien, Griechenland, Italien und Frankreich entstanden, spätere in Australien und in Vanuatu in der Südsee.


Sebastian Richter-Bergmann in der Bürgergalerie mit den Bildern »Die Badenden«

Geboren in Neumünster, verlässt Richter nach dem Abitur seine Heimatstadt und studiert Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Kiel und Grafikdesign an der Muthesius Kunsthochschule. Als Student gründet er mit Freunden ein Pantomimentheater, nimmt an internationalen Tanztheaterprojekten teil, arbeitet für die Sesamstraße (NDR), für das Frauenmagazin MONA LISA (ZDF) und ist als Fotomodell tätig. Eine Kunstgattung betreibt Richter jedoch seit seiner Jugend: das Zeichnen und Malen. Auch nachdem sich Richter für den Lehrerberuf entschieden und eine Familie gegründet hat, verfolgt er weiterhin die bildende Kunst.
50 Werke, Acrylmalereien, Zeichnungen und Fotos aus allen Schaffensperioden zeigt Richter in der Bürgergalerie, Impressionen, die bei aller stilistischer Reduktion stets auf Gegenständliches referieren.


Sebastian Richter-Bergmann in der Bürgergalerie mit »Mann am Meer, liegend, mit Wasserspringer«
Sebastian Richter, „It’s Summertime, Baby!“ Ausstellung im historischen Eingang der Förde Sparkasse Kiel. Vom 13. April bis zum 6. Mai 2022

„Das ist einfach nur schön“, sagt eine Besucherin und schreibt dem Künstler ihre Begeisterung gleich ins Gästebuch, „diese Ausstellung macht wahnsinnig gute Laune!“ Recht hat sie. „It’s Summertime, Baby!“ nennt Sebastian Richter seine kleine Schau. Sie belebt den historischen Eingang der Förde Sparkasse in Kiel mit Bildern, die erfüllt sind von Licht und Lebenslust. Entstanden sind sie an klassischen Urlaubsorten in Spanien, Griechenland und Frankreich, aber auch an der Bucht vor Strande, wo der Künstler zu Hause ist. „Ich liebe das Licht“ sagt Richter, der früh seine Leidenschaft für die Kunst entdeckt hat. „Gezeichnet habe ich schon als 14-Jähriger“.

Heute ist er 68 und kann auf eine facettenreiche Biographie voller Kreativität zurückblicken: Dem Abitur in seiner Geburtsstadt Neumünster folgte ein Pädagogikstudium in Kiel sowie ein Studium des Grafikdesigns an der dortigen Muthesiusschule, wo er Ausflüge in die Lehrveranstaltungen von Ekkehard Thieme und Harald Duwe unternahm. Damit nicht genug, gründete er schon damals mit Freunden ein Pantomimetheater, nahm an internationalen Tanztheaterprojekten teil und arbeitete beim Norddeutschen Rundfunk für die Sesamstraße sowie für das Frauenmagazin „Mona Lisa“ beim ZDF. Dem späteren Familienvater garantierte der Lehrerberuf ein geregeltes Einkommen - und immer wieder fand er Zeit für die Kunst.

Von seinem Haus in Schilksee sind es nur wenige Schritte bis zum Strand, wo der Sommer besonders viel Licht im Angebot hat. Ob an der Ostsee oder am Mittelmeer: Die Sonnenanbeter ähneln einander an allen Stränden. In sattes Gelb getaucht hat Richter schablonenartig gefasste Körper von Badenden, die teils im knackigen Blau des Malgrundes verschwinden. Gelb und Blau sind für ihn der stärkste farbliche Ausdruck von Sommerlichkeit. „Der ist für mich nicht mehr steigerbar“, sagt er. Fotografien liegen diesen Bildern zugrunde, Momentaufnahmen badender Körper, die er „gesammelt“, addiert und auf die Bildfläche projiziert hat. Da gibt es Vollschlanke und Drahtige oder Paare, die einander an der Hand halten. Jemand trägt einen Ball unter dem Arm und irgendwo bewacht eine Mutter ihr mit Schwimmflügeln bewährtes Kind, das mutig in die Fluten steigt. Die kleinen Szenen erzählen Geschichten, die Richter berührt haben.

„Für mich sind sie Erinnerungen an ein Gefühl“, so der Künstler – und kann selbst zu jedem Bild eine Geschichte erzählen. Zum Beispiel zu den bunten, mit weichem Strich gemalten Sonnenschirmen – ein Fest der puren Farbigkeit. Menschen finden sich nicht in dieser dreiteiligen Serie, „die haben mich in diesem Fall nicht interessiert.“ Fasziniert war er bei diesem Motiv von der Farbenfülle. Die Schirme hat er zunächst skizziert und die Zeichnung zu Hause in Malerei umgesetzt. Vom Ergebnis solcher Transfers ist er meist selbst überrascht und genau dieser Überraschungseffekt macht ihm Freude. Das Bild von der Bucht vor Strande entstand auf ähnliche Weise. „Für die Skizze habe ich circa 45 Sekunden gebraucht“, erinnert er sich. „Das Spontane, die Linien, übertrage ich dann im Atelier, wo ich auch die Farbauswahl treffe.“ Und die ist knackig, nicht selten expressiv. Da verblüfft ein leuchtendes Orange für das Buschwerk an Land – ein Komplementärkontrast wie aus dem Bilderbuch zum Hellblau des Himmels und dem deutlich dunkleren Blau des Wassers. Getrennt durch markante Konturlinien, sind Wald und Felder, der Himmel, das Meer und die weißen Segelbooten zu farbigen Flächen reduziert. Und bei aller Abstraktion trifft die Komposition das Charakteristische der dortigen Küstenlandschaft.

Auch für das Figürliche hat Sebastian Richter einen sicheren Blick. Das zeigen seine Porträts und Aktstudien, farbig skizzierte, flirrende Umrisszeichnungen, in denen sich seine Nähe zu Künstlern wie Henri Matisse oder David Hockney andeutet. Die meist ausschnitthaften Aktstudien leuchten vor monochrom gehaltenem Malgrund in Pink, Blau oder Gelb. Leichtigkeit geht von diesen flüchtigen Momentaufnahmen aus, pure Sommerlichkeit eben, die Lust auf Strand und Badefreuden macht.
Nadine Richardt vom JO Magazin Kiel über Sebastian Richter 2022 unter dem Titel: „Auf der Suche nach dem Schönem“

Sebastian Richter tanzte. Er war Pantomime und spielte Theater. Er hat mehr als 40 Jahre als Lehrer gearbeitet. Und er ist vor allem eins: ein Künstler. Völlig unabhängig und völlig ohne Druck. Wir besuchten den Kieler in seinem Atelier in Schilksee und sprachen mit ihm über seine Kunst, sein Leben und seine Suche nach dem Schönen.

Linien, Flächen, und die Strahlkraft der Farben: Das ist es, was den Betrachter des Gesamtwerks von Sebastian Richter erwartet. Seine Bilder sind vielfältig und doch haben sie Gemeinsames. Ob minimalistische Zeichnungen oder großflächige Farbfelder, ob Akte oder die atmosphärischen Momentaufnahmen von Menschen oder Gegenständen: Seine Werke spiegeln zum einen eine Wirklichkeit wider, wie sie der Künstler erlebt. Zum anderen sind sie geprägt von einer gezielten und treffsicheren Auswahl: einer Auswahl an Farbe, Fläche oder auch an Linien. Der 1954 in Neumünster geborene Richter war schon als Kind neugierig auf Kunst: interessiert am Zeichnen und Malen, aber auch am Theaterspielen, an der Fotografie, an der Kunst der Pantomime und am Tanz. Während ihn die Liebe zur Kunst immer begleitete, arbeitete er von 1972 bis 2015 auch als Lehrer. Alle künstlerischen Aktionen habe er nebenbei gemacht, verrät er. Seine Arbeit habe ihm Sicherheit gegeben. Und Ungebundenheit als Künstler. „Ich bin völlig unabhängig, was einfach daran liegt, dass ich eben als Lehrer gearbeitet habe.“ Außerdem entschied er sich irgendwann, seine Kunst nicht mehr zu verkaufen. „Das klingt jetzt komisch“, kommentiert er seinen Entschluss. Jedoch sei ihm klar geworden, dass er die „Ganzheit“ seiner Werke beibehalten wolle. „Dann hab ich gesehen, was für einen Schatz ich habe: Ich kann nämlich jedes Mal in einer Ausstellung neu zusammenstellen“, erklärt er. Und er ist durch diesen Entschluss freier: Er sei nicht gezwungen, täglich Neues zu produzieren. „Ich wäre unter Druck“, schätzt er die Situation ein.

Seine Freiheit ist in seinen Bildern sichtbar. Er malt und zeichnet, was er sieht – und vor allem das, was er schön findet. „Das Leben und die Herausforderung sind genug“, sagt er. „Ich suche das Schöne.“ Und das findet er oft auf Reisen. Und am Meer. Sowohl seine grafischen als auch malerischen Motive spiegeln häufig das Gefühl von Sommer wider, sie erzählen vom Meer, vom Licht und der Wärme.

In seinen frühen Arbeiten widmet sich der Künstler Motiven, die er mit Linien und Farben zum Leben erweckt. Momentaufnahmen, künstlerisch interpretiert und doch auf den Punkt gebracht: Landschaften und Wäscheleinen, eine lesende Frau, aber auch ein buntes Kinderfahrrad oder Rasierutensilien zählen dazu. Es folgt eine Phase, in der er das Abstrakte in den Mittelpunkt stellt: Farbfelder, groß und leuchtend. Reduziert auf ein Minimum, aber mit großer Wirkkraft.

Während er immer wieder landschaftliche, gegenständliche oder menschliche Motive einbaut, entdeckt Richter großflächige Kontraste für sich. Und so erscheinen seine Badenden, Landschaften, Cabriolets und Sonnenschirme in starken Farben des Sommers.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Richter zusätzlich mit Aktstudien und Portraits. Zunächst scheinbar dahin gehaucht, lässt sich in seinen Kunst-Personen die ganze Breite an Persönlichkeit erkennen. Und ihre Schönheit. „Es geht schon um die Schönheit der Körper“, erklärt der Künstler. Jung und jugendlich sind die Modelle, die er malt. Inhaltlich sollen seine Akte die Ästhetik des menschlichen Körpers zeigen. Gleichzeitig gebe ihm aber vor allem die Aktmalerei auch die Möglichkeit, diese Ästhetik, diese Suche nach dem Schönen, mit seiner weiteren Leidenschaft, der Affinität zur Farbe, zu verbinden. Und es gelingt ihm.

Zurzeit arbeitet Sebastian Richter daran, sich zu bewerben: Dänemark, Schweiz, Kiel und Berlin hat er sich ausgesucht. Wer nicht auf die nächste Ausstellung warten will, findet Einblicke und Infos auf seiner Internetseite.